
AIS an Bord – Mehr Sicherheit durch automatische Schiffserkennung
Die Sicherheit auf See hängt heute nicht mehr allein vom geübten Blick des Skippers oder der klassischen Radarpeilung ab. Moderne Navigationstechnik hat die Art und Weise, wie wir auf dem Wasser unterwegs sind, revolutioniert – und das Automatische Identifikationssystem (AIS) spielt dabei eine immer größere Rolle. Ursprünglich für den Einsatz in der Berufsschifffahrt entwickelt, ist AIS inzwischen auch auf vielen Sportbooten und Yachten zu finden. Das System ermöglicht es, Schiffe in der Umgebung frühzeitig zu erkennen, deren Kurs und Geschwindigkeit zu überwachen und sich selbst für andere Verkehrsteilnehmer sichtbar zu machen. Dies erhöht nicht nur die Übersicht, sondern auch die Sicherheit auf dem Wasser – besonders in dicht befahrenen Revieren, bei schlechter Sicht oder auf längeren Passagen. Wie AIS funktioniert, welche Systeme es gibt und warum sich der Einbau auch für Freizeitskipper lohnt, beleuchtet dieser Beitrag.
1. Was ist AIS? – Funktionsweise und Nutzen an Bord
Das Automatische Identifikationssystem – kurz AIS – ist ein weltweit standardisiertes Kommunikationssystem für die Seeschifffahrt. Es ermöglicht Schiffen, ihre Position, Kurs, Geschwindigkeit und weitere relevante Daten automatisch an andere Verkehrsteilnehmer und Landstationen zu übermitteln. Gleichzeitig empfangen AIS-Geräte die Signale umliegender Schiffe – ein echtes Plus an Übersicht und Sicherheit.
Ursprünglich für die Berufsschifffahrt entwickelt, hat sich AIS in den letzten Jahren auch im Bereich der Sportschifffahrt etabliert. Die Möglichkeit, andere Schiffe frühzeitig zu erkennen, Kollisionen aktiv zu vermeiden und Verkehrsbewegungen transparent zu machen, ist insbesondere bei schlechter Sicht, Nachtfahrten oder in verkehrsreichen Gebieten von unschätzbarem Wert.
Technisch gesehen basiert AIS auf einem automatisierten Datenaustausch im UKW-Bereich (161,975 und 162,025 MHz). Die gesendeten Informationen werden regelmäßig aktualisiert – alle 2 bis 10 Sekunden – und enthalten neben den Navigationsdaten auch statische Schiffsinformationen wie MMSI-Nummer, Schiffsname, Rufzeichen und Schiffsgröße. So entsteht ein digitales Lagebild auf See, das direkt auf Plottern, Multifunktionsdisplays oder AIS-fähigen Apps angezeigt werden kann.
Für den Empfang und die Darstellung reicht bereits ein AIS-Empfänger aus. Wer hingegen auch selbst sichtbar sein möchte – etwa zur eigenen Sicherheit oder im internationalen Verkehr – benötigt einen AIS-Transponder, der die eigenen Daten aktiv sendet.
2. AIS-Klassen im Überblick: Klasse A, Klasse B & B+
Je nach Schiffsart und Einsatzzweck unterscheidet das AIS-System zwischen verschiedenen Klassen – allen voran AIS Klasse A und AIS Klasse B. Ergänzt wird das Spektrum durch die moderne Variante Klasse B+ (auch "SOTDMA Class B" genannt), die eine Lücke zwischen der Berufsschifffahrt und der Sportschifffahrt schließt. Die Unterschiede betreffen vor allem Sendeleistung, Übertragungsintervall und Art der Datenübermittlung – mit deutlichen Auswirkungen auf Reichweite, Sichtbarkeit und Integrationsmöglichkeiten an Bord.

AIS Klasse A – Standard für Berufsschifffahrt
Diese AIS-Klasse ist für Berufsschiffe mit entsprechender Ausrüstungspflicht vorgeschrieben – etwa für Frachter, Tanker oder Passagierschiffe. Sie bietet die höchste Sendeleistung (12,5 W) und sendet Daten in kurzen Intervallen von 2 bis 10 Sekunden, abhängig von Kurs und Geschwindigkeit. Auch bei Stillstand erfolgt eine regelmäßige Übertragung (ca. alle 3 Minuten).
Klasse-A-Geräte arbeiten mit dem sogenannten SOTDMA-Verfahren (Self-Organized Time Division Multiple Access), das eine koordinierte Zeitschlitzvergabe garantiert – selbst bei hoher Verkehrsdichte. Damit sind Klasse-A-Signale stets priorisiert und für alle Empfänger sofort sichtbar.
Zusätzlich werden umfangreiche Navigations- und Schiffsdaten übermittelt, darunter u.a.:
- Aktuelle GPS-Position
- Fahrt über Grund (SOG)
- Kurs über Grund (COG)
- Drehgeschwindigkeit
- Schiffsname, IMO-Nummer, Rufzeichen
- Art des Schiffs, Abmessungen, Tiefgang
- Zielhafen und voraussichtliche Ankunftszeit
Für die Sportschifffahrt ist Klasse A meist zu teuer, zu umfangreich und hinsichtlich des Installationsaufwands überdimensioniert – rechtlich vorgeschrieben ist sie für Freizeitboote ohnehin nicht.
AIS Klasse B – die gängige Lösung für Sportboote
Klasse-B-Geräte wurden speziell für kleinere Schiffe und Sportboote entwickelt. Sie senden mit reduzierter Leistung (2 W) und in längeren Intervallen – meist alle 30 Sekunden bis 3 Minuten, je nach Bewegung. Die Datenübertragung erfolgt im CS (Carrier Sense) Verfahren, bei dem freie Zeitschlitze genutzt werden, sobald sie verfügbar sind. In stark frequentierten Gebieten kann dies zu Verzögerungen oder sogar zu unterdrückter Aussendung führen.
Die übermittelten Daten sind weniger umfangreich als bei Klasse A. Standardmäßig werden gesendet:
- Position, Kurs, Geschwindigkeit
- MMSI-Nummer, Schiffsname (falls konfiguriert)
- Bootstyp und Größe
Für die meisten Fahrten- und Küstensegler ist ein Klasse-B-Transponder völlig ausreichend, insbesondere wenn der Fokus auf der eigenen Sichtbarkeit für andere Schiffe liegt.
AIS Klasse B+ (SOTDMA) – die leistungsstärkere Klasse B
Mit AIS Klasse B+ hat sich eine leistungsstärkere Alternative zur herkömmlichen Klasse B etabliert. Sie nutzt – genau wie Klasse A – das SOTDMA-Zeitschlitzverfahren und überträgt Daten in deutlich kürzeren Intervallen (typisch: alle 5 bis 15 Sekunden). Die Sendeleistung liegt bei 5 Watt – mehr als doppelt so hoch wie bei normalen B-Geräten.
Dadurch wird das eigene Schiff deutlich schneller erkannt, stabiler dargestellt und priorisiert behandelt – insbesondere im Umfeld der Berufsschifffahrt. Die Vorteile sind vor allem in verkehrsreichen Seegebieten oder bei Nacht- und Schlechtwetterfahrten spürbar.
Vorteile von AIS Klasse B+ im Überblick:
- Höhere Sendeleistung (5 W) = größere Reichweite
- Schnellere Aktualisierungsintervalle
- Stabilere Sichtbarkeit auf fremden Displays
- Kompatibilität mit bestehenden Klasse-A-Systemen (SOTDMA)
AIS B+ eignet sich besonders für ambitionierte Fahrtensegler, Offshore-Crews und sicherheitsbewusste Skipper, die mit Berufsschiffen in Kontakt bleiben wollen oder auch bei dichter Verkehrslage zuverlässig gesehen werden möchten.
Zusammenfassung der AIS-Klassen:
AIS Klasse A ist für die Berufsschifffahrt vorgeschrieben und bietet maximale Sichtbarkeit und Datenvielfalt, ist aber für Freizeitskipper meist überdimensioniert. AIS Klasse B ist die Standardlösung für Sportboote – einfach, günstig und ausreichend für den Großteil der Freizeitanwendungen. AIS Klasse B+ schließlich ist die ideale Wahl für ambitionierte Fahrtensegler, Offshore-Crews oder Skipper, die besonderen Wert auf eine erhöhte Reichweite, schnellere Datenübertragung und bessere Sichtbarkeit in stark frequentierten Gebieten legen. Die Wahl der richtigen AIS-Klasse sollte sich daher immer am eigenen Fahrprofil, dem Revier und den persönlichen Sicherheitsanforderungen orientieren.
3. AIS in der Sportschifffahrt: Warum es sich auch für Freizeitskipper lohnt
Auch wenn AIS ursprünglich für die Berufsschifffahrt entwickelt wurde, profitieren inzwischen immer mehr Freizeitskipper vom Einsatz dieser Technologie. Denn gerade im Bereich der Sportschifffahrt bringt AIS entscheidende Vorteile in puncto Sicherheit, Navigation und Übersicht – und das nicht nur bei Nacht oder schlechter Sicht.
Mit einem AIS-Empfänger oder -Transponder an Bord erhalten Skipper frühzeitige Informationen über Position, Kurs und Geschwindigkeit umliegender Schiffe. Besonders in stark befahrenen Fahrwassern, auf viel befahrenen Seewegen oder bei Querungen von Verkehrstrennungsgebieten liefert AIS wichtige Entscheidungshilfen – lange bevor andere Verkehrsteilnehmer mit bloßem Auge oder Radar erkennbar sind.
Ein zusätzlicher Vorteil: Auch große Berufsschiffe erkennen Sportboote mit aktiviertem AIS deutlich früher und können frühzeitig reagieren. Das kann insbesondere bei eingeschränkter Sicht, bei Nachtfahrten oder in schwierigen Verkehrslagen lebensrettend sein.
Darüber hinaus wird AIS zunehmend auch in Regatten, Fahrtenclubs und bei Revierinformationen genutzt – etwa zur Positionsverfolgung, zur Anzeige von Regattateilnehmern oder zur Übermittlung relevanter Navigationswarnungen.
Vorteile von AIS für die Sportschifffahrt im Überblick:
- Frühzeitige Erkennung anderer Schiffe – auch bei Nebel oder Nacht
- Bessere Einschätzung von Kollisionskursen
- Sichtbarkeit für Berufsschifffahrt erhöht die eigene Sicherheit
- Integration in Kartenplotter, PC-Navigation oder Tablet-Apps
- Unterstützung bei Revierplanung, Fahrtenverfolgung und Reaktionsstrategien
Fazit: AIS ist längst kein Luxus mehr, sondern eine sinnvolle Ergänzung der Sicherheitsausrüstung – besonders für Fahrtensegler, ambitionierte Törns oder Fahrgebiete mit viel Verkehr.
4. Empfänger oder Transponder? – Systemwahl und Integration
Wer AIS an Bord nutzen möchte, steht zunächst vor der Frage: Reicht ein reiner Empfänger oder soll es ein aktiver Transponder sein? Die Entscheidung hängt von Fahrgebiet, Sicherheitsbedürfnis und technischer Ausstattung ab – beide Varianten haben ihren Platz an Bord.
AIS-Empfänger – hören, aber nicht senden
Ein reiner AIS-Empfänger empfängt Signale anderer Schiffe und zeigt deren Daten auf einem Plotter, Kartenprogramm oder mobilen Endgerät an. Damit erhalten Sie umfassende Informationen über den Schiffsverkehr in Ihrer Umgebung – Positionsdaten, Geschwindigkeit, Kurs, MMSI und oft auch Schiffsnamen werden sichtbar.
Vorteile: einfache Integration, geringe Kosten, niedriger Stromverbrauch. Für Reviere mit wenig Verkehr und rein zur Kollisionsvermeidung kann ein Empfänger ausreichend sein.
Nachteil: Sie selbst bleiben für andere Schiffe unsichtbar – was insbesondere bei schlechter Sicht, Nachtfahrten oder im internationalen Verkehr problematisch sein kann.
AIS-Transponder – sehen und gesehen werden
Ein Transponder (auch „Transceiver“) empfängt nicht nur Daten, sondern sendet auch aktiv die eigene Position und Schiffsdaten aus. Damit werden Sie selbst sichtbar für andere AIS-Geräte – ein enormer Sicherheitsgewinn.
Besonders im Kontakt mit der Berufsschifffahrt oder beim Befahren stark befahrener Seegebiete bietet ein Transponder entscheidende Vorteile. Viele Modelle lassen sich zudem über NMEA2000 oder NMEA0183 direkt in bestehende Bordnetzwerke einbinden.
Wichtige Auswahlkriterien für AIS-Geräte:
- Empfang: Einfache Empfänger (z. B. Dual-Channel) oder Transponder mit Empfangsmodul
- Sendeleistung: 2 W bei Klasse B, 5 W bei B+, 12,5 W bei Klasse A
- Antennenschaltung: Mit integriertem UKW-Splitter oder separater Antenne
- Datenschnittstellen: Kompatibilität mit Plottern, Tablets, Navigationssoftware
- Installation: Kompaktgeräte für den verdeckten Einbau oder Geräte mit eigenem Display
Empfehlung: Wer primär auf Empfang angewiesen ist, etwa zur Verbesserung der eigenen Navigation, kann mit einem Empfänger starten. Wer hingegen in sicherheitskritischen Revieren unterwegs ist oder regelmäßig mit Berufsschiffen zu tun hat, sollte auf einen Transponder setzen – idealerweise mit B+-Technologie.
5. Reichweite, Antenne & Anschluss – Technische Voraussetzungen
Damit ein AIS-System zuverlässig funktioniert – egal ob als reiner Empfänger oder als Transponder – müssen die technischen Grundlagen an Bord stimmen. Die Reichweite, Qualität der Datenübertragung und die Integration ins Bordnetz hängen maßgeblich von der verwendeten Antenne, den Anschlüssen und der Montage ab.
Reichweite – realistische Werte auf See
Die Reichweite eines AIS-Systems ist abhängig von der Sendeleistung, der Antennenhöhe und der Empfangsqualität. Im Gegensatz zu UKW-Sprechfunk ist bei AIS keine Sprachkommunikation im Spiel – die digitale Datenübertragung reagiert sensibler auf Störungen und Abschattungen.
- AIS Klasse A: bis zu 20–30 Seemeilen
- Klasse B+: realistisch 10–15 Seemeilen
- Klasse B: ca. 5–10 Seemeilen
Diese Werte gelten bei optimaler Montagehöhe und freier Sicht. Hindernisse wie Aufbauten, Masten oder falsche Platzierung der Antenne können die Reichweite deutlich reduzieren.
Antenne – entscheidend für Leistung
Für AIS wird in der Regel eine UKW-Antenne verwendet, da AIS im UKW-Frequenzbereich (161,975 MHz und 162,025 MHz) arbeitet. Es gibt drei Möglichkeiten:
- Separate AIS-Antenne: ideal für beste Leistung, da keine Kompromisse mit UKW-Funk eingegangen werden müssen
- UKW-Splitter: ermöglicht die gemeinsame Nutzung der UKW-Schiffsantenne für Funk und AIS – platzsparend, aber auf Qualität achten (aktive Splitter mit Sicherheitsabschaltung empfohlen)
- Internes GPS: viele Transponder verfügen über integriertes GPS – alternativ kann ein externer GPS-Empfänger angeschlossen werden
Anschluss und Integration
Moderne AIS-Geräte lassen sich problemlos in bestehende Navigationssysteme integrieren – sowohl über NMEA0183 als auch über NMEA2000. Damit können die AIS-Daten auf Kartenplottern, Tablets, Bord-PCs oder sogar über WLAN auf mobilen Geräten angezeigt werden.

Wichtig: Bei Transpondern muss neben der UKW-Antenne auch ein GPS-Signal verfügbar sein – entweder intern oder über eine externe GPS-Antenne. Ohne GPS-Position kann keine Übertragung stattfinden.
Installations-Tipp:
Die beste Antennenposition ist möglichst hoch, mit freier Rundumsicht und möglichst weit entfernt von anderen Funkquellen. Wer einen Splitter nutzt, sollte darauf achten, dass dieser seewasserbeständig, sicherheitszertifiziert und für AIS-Frequenzen optimiert ist.
6. Darstellung auf Kartenplottern & Geräten – So sieht AIS in der Praxis aus
Die Stärke von AIS liegt nicht nur in der Technik, sondern in der klaren visuellen Darstellung auf Kartenplottern, Multifunktionsdisplays oder Navigationssoftware. AIS-Ziele werden auf der elektronischen Seekarte eingeblendet und liefern auf einen Blick entscheidende Informationen zur Verkehrslage rund um das eigene Schiff.
Typische AIS-Anzeigeelemente:
- Schiffssymbole: Darstellung als Pfeil oder Rechteck, oft mit Richtung (COG) und Geschwindigkeit (SOG)
- Bewegungslinien: Vektorlinien zeigen, wo das Ziel bei gleichbleibendem Kurs und Tempo in Zukunft sein wird
- CPA & TCPA: Berechnung der nächsten Annäherung (Closest Point of Approach) und der dafür verbleibenden Zeit (Time to CPA)
- Schiffsdaten: MMSI, Rufzeichen, Name, Länge/Breite, Zielhafen (wenn verfügbar)
- Kollisionswarnungen: Viele Geräte bieten akustische oder visuelle Warnungen bei potenziellen Kurskonflikten
Darstellungsoptionen und Filter
Je nach Gerätetyp lassen sich AIS-Ziele nach Größe, Entfernung oder Schiffstyp filtern. Das verhindert ein Überladen der Anzeige – besonders in dicht befahrenen Gewässern wie dem Ärmelkanal oder in Großstadthäfen. Viele Plotter erlauben auch eine separate AIS-Zielanzeige oder die farbliche Hervorhebung gefährlicher Kontakte.
Wichtig: Die Qualität der Darstellung hängt von der Software und der Bildschirmgröße ab. Moderne Geräte von Herstellern wie Raymarine, Garmin, B&G oder Simrad bieten intuitive Bedienoberflächen und konfigurierbare Alarmfunktionen.
AIS auf mobilen Geräten
Immer mehr Skipper nutzen AIS-Daten auch auf Tablets oder Smartphones – etwa über WLAN-Verbindung zum Transponder oder via NMEA-Netzwerk und spezieller App. Bekannte Anwendungen wie Navionics, iNavX oder OpenCPN unterstützen AIS-Anzeigen und Kollisionswarnungen.
Fazit: Eine saubere AIS-Darstellung liefert ein digitales Lagebild auf See – in Echtzeit, zuverlässig und besonders hilfreich bei Nebel, Dunkelheit oder im dichten Verkehr.
7. AIS und Radar im Vergleich – Unterschiede, Stärken & Schwächen
AISund Radar sind zwei unterschiedliche Systeme mit demselben Ziel: mehr Sicherheit und Übersicht auf See. Beide Technologien haben ihre Stärken – und in Kombination bieten sie ein besonders effektives Navigations- und Kollisionsvermeidungssystem. Dennoch lohnt sich ein genauer Blick auf die Unterschiede, Funktionen und Einsatzbereiche.
Funktionsprinzipien im Vergleich
- AIS: Empfängt und überträgt digitale Informationen über Kurs, Geschwindigkeit, Position und Identität anderer Schiffe. Die Daten stammen direkt von den Transpondern an Bord der Zielobjekte.
- Radar: Sendet Mikrowellenimpulse aus und misst reflektierte Signale – zeigt alle Objekte, unabhängig von deren Ausstattung, inklusive nicht AIS-ausgerüsteter Boote, Tonnen oder Hindernisse.
Vorteile von AIS
- Zeigt Schiffsdaten in Klartext (z. B. Name, MMSI, Kurs, Geschwindigkeit)
- Sehr geringe Stromaufnahme
- Erkennung auch außerhalb der Sichtlinie (z. B. hinter Inseln oder bei Dunkelheit)
- Kollisionswarnungen mit CPA- & TCPA-Funktion
- Keine Kalibrierung oder manuelle Bedienung nötig
Vorteile von Radar
- Unabhängig von fremder Technik – erkennt jedes Objekt (auch ohne AIS)
- Erkennung von Küstenlinien, Untiefen, Wetterfronten und Hindernissen
- Funktioniert auch bei Ausfall anderer Systeme
- Vielseitig nutzbar – z. B. für Ansteuerung bei Nacht oder Nebel
Schwächen beider Systeme
- AIS: Erkennt nur Schiffe mit aktivem Transponder, keine Hindernisse oder Landmassen. Nicht manipulationssicher – Daten können theoretisch falsch eingegeben sein.
- Radar: Höherer Energiebedarf, empfindlich gegenüber Regen oder Seegang, benötigt Erfahrung in der Interpretation der Signale. Weniger geeignet zur Langzeit-Überwachung von Verkehrssituationen.
Empfehlung: Kombination statt Entweder-oder
Am meisten profitieren Skipper von der Kombination beider Systeme. AIS liefert klare Daten zu Schiffen mit Transponder – Radar ergänzt durch das Erkennen nicht ausgerüsteter Objekte und Strukturen. Zusammen ergibt sich ein präzises, redundantes und wetterunabhängiges Sicherheitskonzept.
Fazit: AIS ersetzt kein Radar – aber es ergänzt es hervorragend. Besonders bei Nebel, Nacht oder viel Verkehr ist die Kombination beider Technologien ein echter Gewinn an Sicherheit und Souveränität auf See.
8. Sorgen Sie dafür, besser zu sehen und gesehen zu werden
AIS hat sich in der Sportschifffahrt längst vom optionalen Extra zur empfohlenen Sicherheitsausrüstung entwickelt. Wer sich regelmäßig auf See bewegt – ob entlang der Küste, im Revier mit Berufsschifffahrt oder auf Langfahrt – profitiert enorm von der erhöhten Sichtbarkeit, der besseren Übersicht und den frühzeitigen Informationen über andere Schiffe.
Während ein reiner Empfänger bereits mehr Sicherheit durch Information bringt, bietet ein aktiver Transponder den entscheidenden Schritt hin zur gegenseitigen Wahrnehmbarkeit. Besonders AIS-Klasse-B+-Geräte schließen die Lücke zwischen günstiger Einstiegslösung und professioneller Schiffsvernetzung.
In Kombination mit einem gut platzierten Antennensystem, sauber integrierter Navigationselektronik und klarer Handhabung an Bord entsteht ein hochwirksames Tool zur Kollisionsvermeidung – unabhängig von Wetter, Tageszeit oder Verkehrsdichte.
Compass24-Tipp: Wer langfristig sicher und souverän navigieren möchte, sollte AIS frühzeitig in seine Bordelektronik integrieren. Die Auswahl an leistungsfähigen Geräten ist groß – und mit kompetenter Beratung gelingt auch die Nachrüstung problemlos.
Ob beim Törn durch stark befahrene Reviere oder auf weiter See: AIS sorgt dafür, dass Sie sehen – und gesehen werden.